Es war einmal ein schöner Frühlingstag. Wunderbar weisse Cumuli schmückten den tiefblauen Himmel und ein sanfter Wind strich über die blühenden Wiesen. Doch der böse Zauberer wollte Sturm, Blitz und Donner über das Land schicken.
Da kam die gute Fee und wehrte dem Unwetter. So zogen ganz langsam harmlose Cirren am Himmel auf, der Wind schlief gänzlich ein, und erst als ein ganzer Tag vergangen war, begann aus den langsam dichter werdenden Wolken ein warmer Nieselregen das dürstende Land zu tränken.
Bei Warmfrontaufzug alles easy?
Soweit das Märchen. Wir kennen es alle, aus dem Theorieunterricht und aus den Lehrbüchern. Bei Warmfrontaufzug also alles easy?
Bekanntlich steckt ja in jedem Märchen auch eine Wahrheit. Allerdings neigen Märchen zur starken Idealisierung. Die Realität ist oft anders, da gewinnt schon mal der böse Zauberer das Spiel oder die gute Fee lässt sich einfach etwas anderes einfallen.
Ein Blick auf die Realität
Schauen wir uns also lieber mal die Realität an:
Fronten sind Luftmassengrenzen, d.h. hier treffen Luftmassen unterschiedlicher Herkunft mit unterschiedlichen Eigenschaften aufeinander. Neben der reinen Temperatur sind es vor allem auch Luftfeuchtigkeit sowie die vertikalen Temperatur- und Druckgradienten, die eine Luftmasse charakterisieren.
Manchmal unterscheiden sich diese Eigenschaften der aufeinander treffenden Luftmassen so, dass die Prognosen eindeutige Kalt- oder Warmfronten vorhersagen können. So wie das Lehrbuch (Märchen) sie beschreibt.
Meistens aber lässt sich der Charakter einer Front in keine dieser beiden Schubladen stecken. So ist es z.B. ein sehr großer Unterschied, ob feucht kalte auf trocken warme Luft trifft oder trocken kalte auf feucht warme. Und dann ist die Frage: wie warm oder kalt und wie trocken oder feucht? Für das Aufeinandertreffen von Luftmassen gibt es unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten.
Unterschiedliche Bewertung der gleichen Situation
So finden wir nicht selten in Analysekarten verschiedener Wetterdienste unterschiedliche Bezeichnungen und sogar Lokalisierungen ein und derselben Front. In der einen Karte ist es z.B. eine Warmfront, in der anderen eine Okklusion. Letztere ist bei den Meteorologen auch gerne die Schublade für "wir wissen nicht so genau, wie es sich zeigt".
Was bedeutet das für uns Flieger?
Auch ein Warmfront-Aufzug kann sehr kritisch sein. Meist kommt die Front - zumindest in unseren Breiten - gerne mit deutlicher Windzunahme und ordentlichen Böen. Denn an der Front selbst herrschen erhebliche Luftdruck Unterschiede. Der Regen ist auch mal schneller da, als man denkt. Nicht immer nur als harmloser Niesel, sondern als plötzlicher, kräftiger Schauer. Sogar Gewitter sind möglich, wenn die aufgleitenede Luft feucht, labil und warm genug ist.
Warmfront ist nicht gleich Warmfront
Denn oft ist die vermeintliche Warmfront eben gar keine reine Warmfront, sondern einfach eine deutliche Luftmassengrenze. Sie hält sich dabei weder an die Frontenabfolge der Idealzyklone noch an die Wünsche der guten Fee.
Es lohnt sich also immer, beim Stichwort "Warmfrontaufzug" in der Segelflugprognose noch etwas genauer hin zu schauen. Z.B. auf Karten mehrerer Modelle und auf die Prognosen unterschiedlicher Wetterdienste. Damit der böse Zauberer uns nicht überrascht und sich die gute Fee ganz auf ideales Flugwetter konzentrieren kann.