Seit Wochen ist s mir zu warm hier, jetzt sind Ferien, fliegen ja – Hitze nein, also wohin?

Die Hochdruckwetterlage mit wenig Wind bleibt, also nochmal die Blümlisalptour, aber diesmal planen wir etwas mehr Zeit ein.

Morgens fahren wir nach Kandersteg, nehmen die Seilbahn zum Oechinensee und beginnen zu laufen. Mit einer Reihe anderer Wanderer geht s über den See. Die rauschenden Wasserfälle, das magische Seegrün, die Kontraste zwischen sattem Almgrün, kaltem Eis der Gletscher und hartem grauen Fels lassen mich reine Bewunderung empfinden und Freude.

Der suure Moscht auf der letzten Hütte vom härteren Teil der Tour könnte nirgendwo besser schmecken. Dann hört allmählich das Kuhglockengebimmel auf, Wanderer hat s kaum mehr, das Gelände wird felsig, die Luft dünner, ein paar wilde Schafe finden – wie auch immer- dort noch Grünes. Die Blümlisalphütte gerät in unser Blickfeld. Während der letzten Pause auf ca. 2400 m Höhe schrecke ich aus einem Nickerchen hoch. Lautes Donnergrollen. Gewitter? So schnell? Unmöglich! Nein, der Berg grollt – die Gletscher schmelzen, nicht leise, wie ich mir das immer vorgestellt habe, sondern mit ohrenbetäubendem Grollen wirft der Berg Eis und Fels in die Tiefe. Diese vergängliche, sich ständig verändernde Naturschönheit bewundernd steigen wir langsam weiter auf. Der Puls ist jetzt, obwohl wir viel langsamer gehen, deuthlich höher, das Laufen wird Meter für Meter anstrengender.

Hike & Fly Blümlisalp - Schweiz

Kurz vor der Hütter finden wir ein buntes Werbeschild: Kaffee und Kuchen auf der der Blümlisalphütte. Juhu! Aber vorher lenken wir stolz unseren Blick von kalten Gletscherhöhen ins tiefgrüne Kien- und Kandertal: Das alles, 1400 Höhenmeter sind wir gelaufen.

Auf der Hütte sind einige vor uns bereits da. Hüttenwanderer, Bergsteiger, Pfadfinder – ein buntes Volk friedlich auf 2840 m Höhe in der Sonne sitzend, bis das Gewitter kommt. Zum Glück haben wir keinen Stress noch abfliegen zu müssen – wir bleiben eine Nacht. Die ungewohnte Höhe lässt mich Flachländerin natürlich nicht gut schlafen, aber „frau“ kann ja derweil einen noch nie gesehenen Sternenhimmel anstaunen. Der Sonnenaufgang am Morgen verspricht einen schönen Tag.

Hike & Fly Blümlisalp - Schweiz

Wir haben Zeit gemütlich zu frühstücken, die Bergsteiger sind längst weg, die Wanderer ziehen weiter und als wir, nachdem wir nocheinmal unsere Füße auf den Gletscher gesetzt haben, gegen halb elf mit leichtem Vorwind starten, sind wir fast allein.

Herzklopfen hab ich! Von der Höhe, vor der Kulisse und der nachträglich noch berechneten höheren Startgeschwindigkeit auf kanpp 3000 m Höhe. Aber dann ist da nichts mehr  als staunen, fliegen, schauen, fotografieren.

Gemsen seh ich, ein Adler, der zusammen mit Thomas kreist, die Gletscherkulisse, das Vario piepst sanft vor den morgendlich sonnenbeschienen Felswänden, wieder der magische Oeschinensee und gegen Ende des Flugs das weite grüne Kandertal. So tief und ruhig hab ich lange nicht mehr durchgeatmet. Danke möchte ich sagen, weiß nicht wohin und wem und so sag ich s einfach leise in diesen Himmel: DANKE.

(Jutta)

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