Unsere Woche beginnt mit wechselhaftem Wetter: Regen, Sonnenschein und Wind. Nun ja, wen wundert s beim Blick in diese Landschaft:
scheinbar kleine Hügel (ehemalige Vulkane), viele davon mit einem Kraterkegel ragen zwischen Weideflächen und Wald in sattem grün auf. Überall blüht es, reichhaltig und bunt; die Kühe und Schafe machen einen irgendwie besonders zufriedenen Eindruck. Auch die kleinen Dörfer mit ihren kühlen Steinhäusern, der Boulangerie, der Bouchetterie und manchmal einem Café zeugen von einem anderen Lebenstempo der Menschen und auch wir haben es auf einmal nicht mehr ganz so eilig - Savoir vivre - französische Lebensart auf dem Land.
Erst einmal ankommen, schauen und wie so oft im Leben ergibt sich auf einmal etwas ganz anderes als geplant.
Unser erster Startplatz am Pic St. Pierre hält eine kleine Kapelle bereit, man könnte starten aber auf einmal hören wir Gesang aus dem romanischen Bauwerk: unsere Siggi singt. Jean Matthias gesellt sich dazu und ohne Absprache, einfach aus dem Bauch raus, singen die zwei mehrstimmig in dieser offenen Kapelle und zwar so, dass zumindest mir die kleinen Blechflügelchen wegfliegen. Der Gesang hallt weit über diese wunderbare Landschaft und (die) Siggi kommentiert anschließend: “So kann ich auch fliegen!” Ich bin mitgeflogen, vielen Dank ihr beiden für diese Überraschung!
Noch zwei Tage kämpfen wir mit starkem Westwind, am Pic d`Ysson sind wir nur 850 m hoch und können in alle Richtungen starten, auch wenn die Startfläche knapp bemessen ist. Also früh raus, früh fliegen, das Fenster ist nicht allzu groß, aber es fliegt für alle, wenn auch nicht sehr lang. Und wieder einmal zeigt sich, dass es gemeinsam leichter ist - auch das Fliegen. Die Gruppe entwickelt eine positive Eigendynamik, jeder hilft dem anderen und zum Schluss sind alle in der Luft!
Dann endlich ein “richtiger” Flugtag am Puy de Dome. Der Berg der Berge in der Auvergne, die Jahreskarte für die Bahn kostet 32 Euro, sie fährt alle 20 Minuten. Der Vulkan, der das letzte mal vor nur 7000 Jahren Feuer spuckte, ist 1465 m hoch und von hier aus kann man die Krater all der anderen Vulkane sehen und einfach hin und darüber fliegen. Thomas darf zum ersten mal seinen brandneuen Rise 3 von AD spazieren fliegen, Siggi verliebt sich in den Epic, und Anne macht uns die totale Freude mit ihrem Retro Paratech Schirm, der zusammen mit ihr immer noch zur Wolkenbasis fliegt.
Unser hauseigener Koch, “der” Siggi fliegt als (noch) Nichtflieger heute auch im Tandem mit und kocht an diesem Abend also nicht. Um 6 machen wir uns auf den Weg ins 1401, dort ist das Essen gut und der Service auch. Auf dem Rückweg hat der Wind wieder zugelegt und spontan lassen wir unseren Bus am Straßenrand stehen. Einige starten auf einer irgendwie als Startplatz markierten Blumenwiese unterhalb des Puy de lÒuire noch einmal in den Sonnenuntergang, soaren bis die letzten Sonnenstrahlen, die die Landschaft in ein weiches Licht eintauchen, sich verabschieden. Für heute sind alle satt - auch Maxim!
Am nächsten Tag haben wir es schon wieder mit starkem Nord-Westwind zu tun, wir erlaufen den Puy le Mareuilh. Der Wind ist stark, das Starten anspruchsvoll, das Fliegen ein Genuss. Irgendwann kommt mit der Sonne Thermik dazu und die Steigwerte werden uns etwas unheimlich, wir gehen landen, direkt an der Auberge d´Angle, genießen Café und Crepes.
Wir finden an diesem Tag noch zwei Wiesen und üben uns im Groundhandling, Voraussetzung, um hier bei Wind gut starten zu können. Der nächste wird Tag zeigen, dass es sich gelohnt hat! Das wohlverdiente Abendessen serviert uns später mit leckrem Cidre wieder Siggi in unserem Häuschen!
Am Puy de tache laufen wir “nur” 200 Höhenmeter bergauf, manche zweimal. Eine vergisst ihren Helm, Maxim sprintet runter und rauf um ihn zu holen. Aber nicht genug für ihn, nachdem er gestartet ist fliegt er gemeinsam mit Ekke die Hügelkette Richtung Mont Dore entlang und weil er Spaß am toplanden gefunden hat, tut er das irgendwo und läuft über den Kamm wieder zurück, während Ekke den einfacheren Weg wählt und zurück fliegt. Schön, wenn jeder fliegt wie er kann und mag!
Beim Aufdrehen können wir zum Abschluss noch einmal viele unserer Flugberge von oben betrachten, dazwischen die Seen, die unbedingt zum Baden einladen, aber am 1401, unserer Lieblingskneipe am Landeplatz wartet ja noch der Mojito virgin myrthille zum Abschluss!
Was für eine schöne Woche mit tollen Menschen in wunderbarer Landschaft. Danke euch allen!
Wir kommen wieder, au revoir, Auvergne.
Jutta & Thomas