Früh mit leichtem Nieselregen im Gepäck ziehen wir los. Den ersten frisch gefallenen Schnee, der wunderschöne Kontraste bildet zu den zarten Herbstfarben, sehen wir zuerst.

Die großen Drei sind nicht zu sehen, noch hängt die Wolkendecke tief, aber wir wissen, dass sie da sind. Erst gegen Ende unserer Wanderung zur Hohganthütte öffnet sich die Wolkendecke und wir entdecken mit großem ooh und aah unseren Startberg, den Hohgant.


Der Hüttenabend auf der Selbstversorgerhütte wird kuschlig warm am Ofen und mit unseren Nudeln und dem Kartespielabend gehen wir zufrieden in die Kojen. Nur Thomas besteht darauf, beim nächsten Mal den Käse für s Fondue hochzutragen.


Am Morgen, nach sportlich kalter Katzenwäsche am Brunnen und warmen Getränken steigen wir auf zum Hohgantplateau. Noch ist unklar, welche der unterschiedlichen Wettermodell-Rechnungen Recht haben wird. Oben angekommen registrieren wir einen deutlichen Westwind, der nach meteoparapente noch zulegen soll. Wir haben also wenig Zeit diese im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Landschaft zu genießen. Eiger, Jungfrau und Mönch stehen mächtig über dem Nebelmeer des Brienzer Sees. Wenn wir auf West starten und für diesen Flug auf der gewaltigen Nordseite entlangfliegen, liegen genügend grüne Landeflächen vor uns. Also Schirme raus, noch ein bisschen spielen, der Wind ist laminar und dann loslassen und vor Staunen - bunte Lerchen in Felsspalten unter dir, krasse Felswände neben dir - das Atmen nicht vergessen!

gemeinsam fliegen 20231016 1440 005

Wir landen gemeinsam auf der freundlichen Bauernwiese, kaufen ihm noch Bergkäse und selbstgemachte Salami ab - die hat nichts mit dem zu tun, was wir Salami nennen - und unterhalten uns mit ihm über seine langen Erfahrungen mit dem Wetter. Einer, der seine Heimat liebt, ohne all zu viel vom Rest der Welt gesehen zu haben. Zu Recht, wie wir ihm bestätigen.

gemeinsam fliegen 20231016 1440 005

Die Wetterprognosen sind überraschend auch noch für den folgenden Tag vielversprechend fliegbar und wir beschließen eine weitere Hike and Fly Tour zu machen. Es ist einfach zu schön!

Wir haben Glück! Nicht nur das Wetter ist besser als noch vor drei Tagen angekündigt, Heidi, die Hüttenwirtin von der Doldenhornhütte braucht auch noch Brot, wenn vier Esser mehr kommen. Natürlich bringen wir das mit, aber es gibt - yeah - eine Materialseilbahn und da dürfen unsere Gleitschirme schon mit hoch fahren. Nun müssen unsere Füße nur noch uns zur Hütte tragen, wir genießen den Aufstieg entsprechend in vollen Zügen bei guter Sicht und oben in der Hütte gibt es an der Doldenhornnordwand sogar noch etwas Sonne. Wir tun, was wir eigentlich pausenlos tun, staunen und genießen. Auch wenn wir zwischendurch immer mal wieder abgedrehte Geankenspiele spielen: Ist die Erde eine Kugel oder doch eine Scheibe oder in Wirklichkeit eine Pyramide und was haben Quantentheorie und Heisenbergsche Unschärferelation damit zu tun?

gemeinsam fliegen 20231016 1440 005

Nach gutem Essen, was wir diesesmal gekocht bekommen, Kartenspielen und schwizerdütschem Geplänkel, schlafen wir - mittlerweile ein bisschen an die Höhe gewöhnt - gut.

Am Morgen suchen wir einen Startplatz. Die Sonne auf der Nordseite vom Doldenhorn kommt erst um 11 Uhr. Talwind gibt s nicht mehr allzu viel, also müssen wir auf kurzer, nicht gerade ebener und auch nicht hindernissfreier Startbahn mit sehr wenig Vorwind raus. Zum Glück sind wir alle vier gute Starter und kommen gut in die Luft. Und wieder ist der Anblick zum Luft anhalten: der Oechinensee in türkisblau, die Bluemlisalp und ihr Gletscher frisch verzuckert weiß und ganz weit unten das Dorf Kandersten mit den noch saftgrünen Wiesen, wo wir ganz sanft landen und uns alle freuen, dass wir die Strapazen auf uns genommen haben, um das zu erleben, was wir erleben durften.

gemeinsam fliegen 20231016 1440 005gemeinsam fliegen 20231016 1440 005