Wen ein Flügel besonders gut gelungen ist, wird es meist schwer, nochmal eins drauf zu setzen. BGD hat den Punk deshalb absichtlich nicht als Base-Nachfolger betitelt. Aber jetzt ist er da, der Base 2.
Wir haben uns gleich einen der ersten lieferbaren Flügel schicken lassen und inzwischn auch ausgiebig getestet. Sehr gespannt waren wir, ob der Base 2 ein würdiger Nachfolger der BGD-Legende Base sein würde. Und - so viel sei hier schon mal angedeutet - auf jeden Fall! Aber der Reihe nach ...
Konstruktion
Was will man zur Konstruktion eines aktuellen High-B Flügels überhaupt sagen? Natürlich wartet der Base 2 mit allem auf, was Stand der Entwicklungstechnik ist. Ich möchte an dieser Stelle auf die Details verzichten, die kann man am besten auf der Herstellerwebseite von Bruce Goldsmith Design nachlesen. Zwei Besonderheiten verdienen aber trotzdem Beachtung: zum einen der sehr ausgeklügelte Tragegurt für optimale Performance im beschleunigten Flug (dazu später mehr) und zum anderen die aufwändig gestaltete Brems-Anlenkung der Flügelhinterkante.
Der Effekt: die Hinterkante bleibt auch angebremst (z.B. im Kurvenflug) vollkommen gleichförmig und glatt, was ein sehr sauberes Profil zur Folge hat für beste Performance auch im Kurvenflug.
Start
Vorerst genug der technischen Details, jetzt gehts mit dem BGD Base 2 in die Luft! Geflogen bin ich den Flügel in Größe M (75-95kg) mit einem SupAir Delight 3 Gurtzeug und dem Gesamt-Fluggewicht von 95 kg.
Kurz gesagt: das Startverhalten ist prima! Bei wenig und viel Wind, bei ruhigen und bewegten Verhältnissen am Startplatz, vorwärts oder rückwärts aufgezogen, alles gelingt einfach und intuitiv. Der Base 2 bleibt BGD-typisch brav über dem Piloten stehen und so lässt sich der ganze Start gut kontrollieren.
Handling
Jetzt kommt die Nagelprobe: wie fühlt sich das Handling an? Zunächst braucht es ein paar Kurven, bis ich genügend Höhe habe, um auch mal kräftiger reinzulangen. Aber schon bei den ersten Kreisen fällt auf, dass sie sich sehr ruhig und gleichmäßig ziehen lassen. Das ganze bei knackigem Steuerdruck (was ich mag) - wohl bemerkt an der Gewichtsobergrenze der Zulassung. Beim weiterem Ziehen der Bremsen nimmt der Druck nur noch wenig zu. Für stundenlange Thermikflüge sicher ein Vorteil.
Auch auf Gewichtsverlagerung reagiert der Base 2 gut und mit einer Kombi aus Bremse und Gewicht lassen sich verschiedene Kurventechniken realisieren und sehr saubere Kreise Fliegen. Ach ja, und nicht nur Kreise! Auch Wingover sind präzise steuerbar und machen riesig Spaß.
Dass der Base 2 gegenüber seinem Urvater Base etwas gedämpfter daher kommt, wird man in knackiger Thermik sicher begrüßen - und es kommt natürlich der Sicherheit zu gute!
Ein wenig ungewohnt erscheint die Aerodynamik der superglatten Hinterkante: sie bewirkt ein deutliches negatives Wendmoment. Hat man's aber mal kapiert, lernt man schnell die Vorteile des sauberen Profils schätzen!
Thermik
Zugegeben: im Winter sind die Aufwinde eher moderat, aber immerhin hatte ich das Glück, den Base 2 ein mal bei viel Wind und mit ordentlichen, dabei zerissenen Winterbärten fliegen zu können und ein anderes mal bei zartschwacher Fingerspitzenthermik. In beiden Situationen hat sich der Flügel von der besten Seite präsentiert.
Zunächst fällt auf, dass der Base 2 schon mit recht großem Abstand die Thermik schnüffelt und den Piloten geradezu hineindirigiert, zum anderen zeigt er sich sehr gelassen, wenn es ordentlich ruppt. Hochgerechnet von 3m/s- Winterthermik auf den Frühling dürfte der Base 2 ein sehr guter Thermikflügel sein, weil er sich relaxt kurbeln lässt, auch über lange Zeit.
Bei schwachen Bedingungen und beim Soaren zeigt sich neben der »Thermiknase« noch ein weiteres Plus: die spezielle Bremsanlenkung tendiert zum Flachdrehen, flache und gleichzeitig enge Kreise gelingen mit der C-Steuerung sehr effektiv.
Gleiten
Richtig überrascht hat mich der Base 2 beim Gleiten! Vermutlich ist dies auch einer der Positiv-Effekte der perfekten Hinterkante des Flügels: auch mit kleinen Turbulenz-Korrekturen (beim Steckenfliegen ist die Luft immer bewegt, deshalb nutzt hier gutes Gleiten in nur ruhiger Luft wenig) zeigt der Base 2 von BGD eine enorme Performance. Sehr gut lässt er sich dabei über die C-Steuerung dirigieren, der ausgeklügelte Tragegurt machts möglich. Zudem funktioniert auch das Beschleunigen hervorragend und effizient.
Manöver
Die im Winter nicht allzu mächtige Flughöhe war mir ehrlich gesagt zu schade, um sie mit ausgiebigen Manöver-Wiederholungen allzu schnell abzubauen. Trotzdem bin ich die Standards geflogen. Ohren Anlegen klappt tip top, bei mir blieben sie ruhig und die Sinkwerte waren im richtigen Rahmen, das Öffnen der Ohren ist klassentypisch verzögert, dafür sind sie mit wenig Kraft gut zu halten.
Wingover machen richtig Laune, übers Übersteuern braucht man sich erst mal wenig Sorgen zu machen, der Base 2 entwickelt die Dynamik genau so, wie man sie über Bremse und Gewicht vorgibt, ohne überraschende Überreaktionen.
Auch die Spirale ist problemlos, im Vergleich mit Base und Punk, ja sogar mit dem Epic, zeigt sich der Base 2 hier wirklich einfach zu handeln. Spaßige High-B Dynamik hat er trotzdem drauf, wenn man es denn bewußt darauf anlegt!
Sonstiges
Ja klar, der Base 2 besticht wie alle BGDs durch sein exklusiv schönes Design. Da macht schon das Auspacken Freude!
Was man wissen sollte: der Base 2 hat seine korrekte Trimmung erst nach ein paar Flügen, am besten mit ein einigen zackigen Kurven oder Spirale einmal rechts und einmal links. Dann sind die Leinen gereckt und die Trimmung stimmt. Beim ersten Flug fühlte sich der Flügel noch etwas unstimmig an, man sollte diesen ersten Flug mit den Bremswegen noch etwas moderat umgehen und lieber bei etwas Wind als bei Null am Start rausgehen. Schon beim zweiten Start hatte sich das aber erledigt. Eine eigene Phliosphie, aber besser nach 2 Flugstunden perfekt ge-trimmt als nach wenigen Stunden bereits ver-trimmt.
Und wiederum liefert BGD ein so tolles und hochwertiges Produkt, bestens verarbeitet und ästhetisch kaum zu überbieten, in einem »Wäschebeutel« als Innenpacksack aus. Verstehen muss man das nicht. Bei uns gibt's in jedem Fall das gute BGD-Compress-Bag gratis dazu!
Das robuste Tuch schreckt den Base 2 auch vor rauhem Einsatz nicht, steinige Startplätze oder Brombeerdornen steckt er weg. Dafür fordert er etwas mehr Kondition beim Hike & Fly.
Fazit
Ja, meiner Meinung nach trägt der BGD Base 2 seinen Namen mit Recht als Nachfolger der High-B Legende und als logische Weiterentwicklung zum Punk. Neben guter Thermikperformance zeigt der Base 2 gelungene Balance aus Dämpfung und Agilität sowie hervorragendes Gleiten. Kilometerhungrige Streckenflieger werden mit dem Flügel auch in überraschenden Situationen relaxt bleiben und nach der Landung sicher mit breitem Grinsen den Track studieren.
Genußpilotinnen und Piloten haben mit dem Base 2 von Bruce Goldsmith Design einen verlässlichen Thermikfreund, der in starken und schwachen Bedingungen das Oben Bleiben einfach macht und beim Abturnen Endorphinproduktion garantiert. Ein Hingucker ist er sowieso. Auch wenn man ihn selten von oben sehen wird!
(Thomas)
P.S. Natürlich gibt es über den Flügel noch viel mehr zu sagen! Gerne kannst du bei uns nachfragen oder noch viel besser: den Base 2 selbst probefliegen.
Nachtrag
Inzwischen ist der Base 2 auch in der »lite« Version erhältlich. Der Leichte fliegt sich noch etwas feiner und sensibler und spart je nach Größe deutlich Gewicht im Rucksack. Sehr schön für alle, die gerne zum Startplatz wandern!