Zwischen den aktuellen Zweileinern der C-Kategorie stellt sich der neue Lynx 2 von BGD mit angenehmem Understatement vor: die Konstruktion ist als Zweieinhalb-Leiner eher klassisch und die Raubkatze (lateinisch Lynx - deutsch Luchs) erscheint auf den ersten Blick mehr zahm als wild.

Aber vielleicht ist genau das ihr großes Plus? Ich war sehr gespannt auf den neuen leichten C-Flügel von BGD, vor allem im Vergleich zum Volt 4 von AD und zum BGD Cure 2. In Reinhardsmunster hatte ich die Gelegenheit, den Lynx 2 bei stark thermischen Bedingungen zu fliegen und am nächsten Tag bei schwachem Wind damit auf der Wiese zu spielen.

Konstruktion

Die konstruktiven Details sind am besten auf der BGD-Website selbst beschrieben. Erwähnen möchte ich trotzdem ein paar Dinge, die mir bemerkenswert erscheinen:

  • das Gewicht: der Lynx ist mit 3.7 kg in Größe M (75-95 kg) sehr leicht. Und dies, ohne das letzte Gramm unbedingt sparen zu wollen. So sind z.B. die Softlinks an den Tragegurten mit Neoprenhüllen geschützt, die Beschleunigerleinen laufen über ordentliche Rollen, die Bremsen sind mit Wirbeln ausgestattet. Auch die Leinen erwecken Vertrauen bis in die Steuer-Galerie, an so manch anderem Flügel findet sich hier nur noch kaum sichtbare Zahnseide.
  • Die Versteifungen des Profils: der Lynx 2 kommt mit erstaunlich kurzen »Stäbchen« aus. Das spart natürlich Gewicht, ermöglich einfaches Kleinpacken, bleibt dementsprechend lange in Form und bedeutet gutmütiges Klappverhalten.
  • Als sog. Zweieinhalb-Leiner ist das Leinen-Setup übersichtlich, der Tragegurt dafür recht komplex.

Startverhalten

Schlicht und einfach genial! Bei meinen ersten beiden Testflügen sind die Verhältnisse ausgesprochen frühlingsthermisch, d.h. böig am Startplatz, kaum eine saubere Vorwindphase und wenn, dann stark. Ich kann den Flügel ohne Nachdenken völlig intuitiv aufziehen, rückwärts oder seitlich mit Cobra, es funktioniert genau, wie es sein soll. Perfekt!

Dann auf der Wiese bei Nullwind oder einem Hauch von vorn: genauso einfach, vorwärts, rückwärts und sogar seitwärts. Selbst das sonst BGD-typische Zögern des Flügels bei ca. 70° Aufstellwinkel kennt der Lynx nicht. Vermutlich gibt es aktuell keinen C-Flügel mit so perfekten Starteigenschaften.

Im Flug

Beim Beobachten der anderen Kollegen in der Luft und dem deutlichen Rauschen der Bäume rund um den Startplatz überlege ich tatsächlich einige Zeit, überhaupt zu starten. Dann aber in einer gute Phase raus und - sofort fühle ich mich wohl mit dem Lynx. Und zwar sehr wohl! Ich war skeptisch und  bin auch von meinem aktuellen Lieblingsflügel ausgesprochen verwöhnt, aber schon nach den ersten Kurven habe ich den Eindruck, dass ich mich mit der Raubkatze bestens verstehe und dass sie gut auf mich aufpassen wird.

Da es vor dem Startplatz gut trägt, kann ich mich gleich mit ein paar zügigen Schleifen an das Kurvenhandling tasten. Der Steuerdruck ist angenehm, der Flügel spricht präzise an und lässt sich sehr schön um die Kurve ziehen. Das Handling erscheint mir insgesamt sehr ähnlich zum Base 2 lite, eine Spur dynamischer, harmonisch abgestimmt und typisch BGD. Jetzt suche ich Thermik, weiß nicht genau wo, und deshalb lasse ich den Lynx suchen und er findet. Sehr schön! Es steigt und ruppt ganz ordentlich, was sich aber unter dem Flügel in keiner Sekunde unsicher anfühlt. 

Schnell bin ich oben und so gibt es Gelegenheit für Manöver. Ich bin erst etwas zaghaft in der bewegten Luft, der Lynx ist aber so stabil, dass ich viel ausprobieren kann: Ohrenanlegen ist einfach und effektiv, ein klein wenig Unruhe ist in den Außenflügeln, was für die Kategorie und die recht großen Ohren aber vollkommen ok ist. Richtungswechsel gelingen einfach, die Sinkwerte sind gut, das Öffnungsverhalten klassentypisch etwas verzögert.

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Beim Spiralen gibt sich der Lynx moderat und sehr gut dosierbar, große Sinkwerte bedürfen auch deutlicher Innenbremse. Lässt man diese nur wenig nach, möchte sich der Flügel gleich wieder aufrichten und wer statt French Kickout lieber sanfte Ausleitung mag, zieht am besten noch einmal gut innen nach. Beide Varianten sind safe und für C-Piloten einfach zu handhaben.

Beim zweiten Flug ist die Luft etwas entspannter, gute Gelegenheit, auf einigen Kilometern Strecke den Beschleuniger und die B/C Steuerung zu testen. Im Gegenwind ist der Speeder effektiv mit gutem Gleiten, fein dosierbar und mit ordentlichem Geschwindigkeitszuwachs. Wer vom Dreileiner kommt ist sofort ohne Umstellung mit der B/C Steuerung vertraut, die angenehm platziert bei langen Gleitpassagen die Hände ausruhen lässt.

Ich liebe es, tief zu fliegen, wenn ich darauf vertrauen kann, dass der Flügel beim nächsten Steigen ankommt. Und mit dem Lynx 2 kann ich vertrauen! Es macht wirklich Spaß zu spüren und zu sehen, wie gut er gleitet und selbst beim Durchfliegen das Steigen immer wieder effektiv mitnimmt.

Über dem Landeplatz ist es windig und sehr thermisch. Da ich dem Lynx  2 vertraue, versuche ich Höhe mit der Flap-Technik abzubauen (Bremsen und gleichzeitig Beschleunigen), was effektiv funktioniert. Auch bei diesem Manöver verhält sich der Flügel brav und extrem stabil. Das Landen selbst funktioniert ohne Nachdenken fast auf den Punkt, weil sich der Lynx 2 vollkommen intuitiv fliegen lässt. Gut für Außenlandungen auf kleinen Flächen und in unbekanntem Gelände.

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Fazit

Der BGD Lynx 2 ist für erfahrene Pilot:innen einfach zu fliegen, er hört aufs Wort, präzise und schnell und gibt gute Rückmeldung in der richtigen Dosis. Der Flügel bleibt in jeder Situation enorm stabil (ohne dabei wie z.B. der Cure 2 steif zu wirken) und vermittelt sofort Sicherheit und Vertrauen.

Phänomenal ist das Startverhalten, egal ob Nullwind, Starkwind, kurzer, steiler oder flacher Startplatz: der Lynx 2 startet auch im schwierigen Gelände einfach und bietet damit auf alpinen Startplätzen gleichermaßen wie in schmalen Waldschneisen ein großes Sicherheits-Plus.

Für mich ist der Lynx 2 der perfekte Begleiter für erfahrene, ambitionierte Thermik- und Streckenflug-Aufsteiger:innen von High-B. Und wer zuvor einen Punk, Riot, Base 2 oder Base 2 lite geflogen ist, fühlt sich sofort zuhause. Mit geringem Gewicht und kompaktem Packmaß ist der Lynx 2 perfekt für Hike & Fly und Biwakfliegen, vor allem, wenn es auch ums Fliegen und nicht nur ums Abgleiten geht. Denn die Raubkatze ist mit ihrer gefühlten B-Sicherheit ein reinrassiger C-Performer mit gutem Streckenpotential. Dies vor allem auch deswegen, weil der Lynx 2 nur moderate Pilotenansprüche stellt, das Fliegen einfach riesigen Spaß macht und damit auch in rauheren Bedingungen mentale und physische Reserven bleiben. Ein Spezialist für herausfordernde Bedingungen, Hike & Fly und anspruchsvolle Gelände und damit ein Universaltalent.

Kompliment an das Entwicklungsteam, ich bin begeistert!

(Thomas)

Geflogen bin ich den Lynx 2 in Größe M mit 93 kg Abfluggewicht und dem Supair Delight 3.

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